TfP ist ein weit verbreiteter Begriff in der Fotoszene und bedeutet ursprünglich „Time for prints“, oder heute eher aufgrund der Digitalisierung „Time for Pictures“. Damit ist gemeint, dass weder der Fotograf, noch das Model Geld für die Shootingleistung erhält.
Neulich unterhielt ich mich mit einem Hobbymodel bei genau einem solchen Fotoshooting und sie war der Ansicht, dass es heutzutage viel weniger TfP Shootings gäbe als früher, oder, dass die meisten Fotografen nur noch mit bestimmten wenigen Modellen auf TfP-Basis shooten. Mich erreichen selber oft Anfragen von Personen, die nach einem TfP-Shooting fragen – und davon aber offenbar oft eine falsche Vorstellung haben.
Somit möchte ich dem Begriff „TfP Shooting“ im folgenden Blogartikel auf den Grund gehen, um die Regularien zu beleuchten und mit Missverständnissen aufzuräumen.
Was genau sind TfP Shootings?
Fälschlicherweise unterliegen viele Hobbymodels dem Irrtum, dass damit einfach „kostenlose Bilder“ gemeint sind und fragen Fotografen nach TfP-Shootings, ohne genauer darüber nachzudenken. Tatsächlich meint TfP jedoch einen Tausch von Leistungen – als Model oder Interessent muss man sich somit fragen: „welche Leistung kann ich dem Fotografen für das Shooting bieten, was die Leistung des Fotografen ausgleicht“, oder vielmehr: „was hätte der Fotograf, oder die Fotografin, davon, mit mir auf TfP-Basis zu shooten (anstelle von einer zahlenden Kundin)?“
Was hat ein Fotograf von TfP Shootings?
Fotografen fotografieren auf TfP-Basis, um
a) neue Dinge, wie Locations, Outfits und Technik, auszuprobieren und
b) um eigene kreative Ideen zu verwirklichen, bei denen sie 100%ig umsetzen können, was sie sich vorstellen.
Dabei ist es hilfreich, wenn sie ihren Fokus primär auf eben jene Umsetzung, als auf das Model setzen können, weshalb die meisten Fotografen für derartige Projekte posingsichere, erfahrene Models bevorzugen. Bei einem Pay-Shooting, also einem durch eine Kundin gebuchten Shooting, liegt der Fokus voll auf der Kundin: der Fotograf versucht, sie im besten Licht, von ihrer besten Seite zu zeigen und genau die Bilder zu liefern, die sie sich wünscht. Dabei hilft er viel mit Anweisungen hinsichtlich Posing, Körperhaltung und sorgt für eine lockere Wohlfühl-Atmosphäre. Für „Experimente“ ist da meist weder Raum noch Zeit. Bei einem Kundenshooting ist ein Fotograf in erster Linie Dienstleister, bei einem TfP-Shooting ist er freier Künstler. Deswegen ist es für den Fotografen weitaus angenehmer, wenn er bei einem tfp-Shooting, manche bezeichnen es auch als Testshooting, all diese obigen Punkte nicht oder weniger beachten muss, weil das Model einfach selbst weiß, wie es sich bewegen und darzustellen hat. Das wäre dann eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Meistens arbeiten Fotografen für obige Zwecke mit Ihnen bereits bekannten Modellen zusammen oder machen Ausschreibungen mit ihren spezifischen Anforderungen.
Ausnahmen - TfP Shooting mit wenig Modelerfahrung?
Natürlich gibt es auch Ausnahmen und es ist nicht gesagt, dass man ohne Modelerfahrung gar keine Chance auf ein tfp-Shooting hat.
1. Erfahrungshorizont des Fotografen
Man muss zum Beispiel zwischen Berufs- und Hobbyfotografen differenzieren. Bei einem Vollzeit-oder Teilzeit-Fotografen ist es unwahrscheinlich, ohne Modelerfahrung ein tfp-Shooting durchführen zu können. Bei einem Hobbyfotografen, der kein Gewerbe angemeldet hat (und somit eigentlich nur unentgeltlich fotografieren darf), kann man logischerweise mehr Glück haben. Allerdings suchen auch Hobbyfotografen sich die Models aus, mit denen sie zusammenarbeiten wollen und bevorzugen oft auch solche mit Modelerfahrung. Dabei kann es hilfreich sein, den eigenen Erfahrungshorizont mit dem des Fotografen zu vergleichen: ein Fotograf, der am Anfang seines Hobbys steht und ein kleines bis kein Portfolio aufweist, freut sich meist über (fast) alle Anfragen von Models. Solch eine Konstellation ist eine hervorragende Möglichkeit, um sich zusammen weiterzuentwickeln und gemeinsam Erfahrung zu sammeln!
2. Außergewöhnliche Outfits und Konzepte des Models
Eine Möglichkeit, um auch als Model mit wenig Erfahrung die Chancen auf ein tfp-Shooting mit erfahrenen Fotografen zu erhöhen, ist ein außergewöhnliches Outfit oder gar ein Fundus an Outfits und Accessoires. Du hast ein spezielles Outfit, das zum Portfolio des Fotografen passt und an dem er Interesse haben könnte? Dann lohnt sich eine Anfrage! Gerade in der Fantasy Fotografie Szene kann man manchmal auch etablierte Fantasy Fotografen mit außergewöhnlichen Outfits begeistern. „Außergewöhnlich“ meint hier jedoch kein schönes, aber „normales“ Abendkleid aus dem normalen Modegeschäft, sondern beispielsweise ausgefallene, selbstgeschneiderte Kleider, Brustplatten oder Flügel, oder eben selbiges von bekannten Szene-Designern. Du hast Zugang zu einer besonderen Location, beispielsweise einem Barock-Schloss? Auch das kann ein willkommenes Argument für einen Fotografen zum tfp-Shooting sein.
"Aber wie soll ich Erfahrung sammeln, wenn niemand mit mir shooten möchte?"
Sicher, wenn man für sämtliche tfp-Anfragen Absagen bekommt ist das deprimierend. Man fragt sich vielleicht, wie man die notwendige Erfahrung sammeln soll, wenn niemand mit einem shooten möchte. Beachte dabei bitte: kein Fotograf ist dir ein tfp-Shooting schuldig. Für einen Fotografen ist der Aufwand (meistens) wesentlich höher als für das Model, allein schon der Bildbearbeitungszeit wegen. Deswegen sei den Fotografen bitte nicht böse, falls sie deine Anfrage ablehnen.
Wenn du wirklich als Hobbymodel starten willst, empfiehlt es sich, für den Anfang ein paar Shootings zu buchen. Davon hast du zahlreiche Vorteile und es kann dein Türöffner für spätere tfp-Shootings sein.
6 Gründe zu Shooting buchen
- Du lernst vom Fotografen passende Posen & Körperhaltungen
- Du kannst auf den Fundus des Fotografen zugreifen (sofern er/sie einen hat)
- Du kommst in den Genuss eines „100% auf dich“ Fokus
- Du kannst Fragen jeglicher Art zu Shootings stellen
- Du hast dann definitiv gute Bilder (was bei tfp nicht immer garantiert ist), die du für tfp-Bewerbungen etc. verwenden kannst
- Durch ein Shooting bei etablierten Fotografen kannst du in den Social Media dein Netzwerk zu anderen Fotografen und Models erweitern
Wie für ein tfp Shooting bewerben?
Wie bei einem begehrten Job kommt es beim tfp-Shooting auch auf die Bewerbung an. Natürlich musst du keine Bewerbungsmappe oder dergleichen senden. Aber ein „Bock zu shooten?“ wird dich bei den meisten Fotografen eher ins Aus als auf die tfp-Liste setzen.
Erfahrungsgemäß steigert es die Chancen auf ein tfp-Shooting, wenn folgende Aspekte bei der tfp-Bewerbung beachtet werden:
- Freundliches Anschreiben mit Name, Wohnort/Mobilität, ggf. Körpergröße und Maße, Infos zu nicht verdeckbaren Tattoos & Piercings
- Grund der Anfrage: was für ein Konzept bietest du dem Fotografen an? Was hat er davon, warum ist ausgerechnet er/sie dafür deine Wahl (-> keine anonyme Sammelanfrage an mehrere Fotografen, sondern individuell mit Bezug auf seinen Stil schreiben!)
- Was für Erfahrungen hast du bereits?
- Im Anhang: 2-3 Bilder von dir aus verschiedenen Shootings, mit verschiedenen Outfits/Posen/Ausdrücken sowie 1 natürliches Bild. Manche Fotografen verlangen auch Polaroids, d.h. ungeschminkte Frontal-Portraits
Aufgepasst: Red Flags bei Fotografen!
Zu den ganzen schönen Aspekten von Fotoshootings möchte ich an der Stelle auch ein Wort der Vorsicht anbringen: leider gibt es unter Fotografen auch schwarze Schafe, die den Wunsch oder gar die rosarote Brille von aufstrebenden Hobbymodels nach tollen Bildern gern ausnutzen.
Du solltest von einem Fotoshooting bei einem Fotografen definitiv Abstand nehmen (egal ob pay oder tfp), wenn:
- Der Fotograf strikt untersagt, dass du eine Begleitperson mitnimmst. Man sollte als Model oder Kundin im Vorfeld ankündigen, wenn man eine Begleitperson zum Shooting mitnehmen möchte. Ein seriöser Fotograf hat da in der Regel nichts dagegen, zumal Begleitpersonen auch teilweise gut als Assistenten fungieren können (Reflektor halten, Kleid richten o. ä.). Eine Ausnahme kann beispielsweise ein Shooting mit Tieren sein, da sich zusätzliche Personen auf die Konzentration des Tieres auswirken können. Aber selbst da gibt es Kompromisse, wie bspw. dass die Begleitperson etwas auf Abstand bleibt oder dergleichen.
- Der Fotograf versucht dich zu Akt oder Teilakt zu überreden oder stellt dies gar als Bedingung. Bei einem Kundenshooting bist DU der Boss und bei einem tfp-Shooting musst du dich auch nicht ausziehen, wenn du es nicht willst! Eine Ausnahme wäre natürlich, wenn der Fotograf auf Akt/Teilakt spezialisiert ist und das aus seinem Portfolio deutlich wird – dann solltest du das bei deiner Anfrage bedenken, dass ein Shooting bei ihm dann in diese Richtung gehen wird. Aber Akt/Teilakt/verdeckt Akt ist NIE eine seriöse Bedingung um als Model erfolgreich zu werden! Einer Freundin von mir wurde von einem Fotografen mal geschrieben „na wenn du nur diese angezogenen Fotos machen willst wirst du schon sehen, dass deine „Hobby-Modeln“ zu nichts führt“. Das war kein seriöser Hinweis, sondern schlichtweg der Versuch einer Manipulation. Wenn du dir unsicher bist, ob ein Fotograf seriös ist, kann es hilfreich sein, einfach mal ein paar Models aus seinem Portfolio anzuschreiben und zu fragen, wie die Zusammenarbeit mit ihm lief.
- Der Fotograf schlägt als Location einen abgelegenen Platz fernab jeglicher Zivilisation vor. Klingt als Red Flag eigentlich logisch, denn mit Fremden geht man ja im Alltag auch nicht mit oder steigt zu ihnen ins Auto. Was aber ist mit coolen Lost Places oder einem tollen Spot im Wald? Für ein Kennenlern-Shooting sind solche Locations nicht unbedingt geeignet. Wenn der Fotograf aber ansonsten einen seriösen Eindruck macht und auch ein gutes Portfolio hat oder du ihn/sie durch andere Personen kennst: Begleitperson ankündigen & mitnehmen oder falls keine verfügbar ist einer Vertrauensperson deinen Live-Standort schicken.
- Wenn du schon beim Shooting bist: ein Fotograf sollte dich nie ungefragt anfassen. Manche Quellen empfehlen, dass man als Fotograf ein Model vor jeder „nötigen Berührung“ wie Haare richten o.ä. fragen soll, ob dies ok sei – ich persönlich halte das für unrealistisch und zu kompliziert in Anbetracht des „Flows“ beim Shooting. Ich würde empfehlen, und handhabe dies auch selbst so, dass man als Fotograf zu Beginn des Shootings das Model einmal fragt, ob man so etwas wie Haare richten o.ä. machen darf und dann jeweils ankündigt, eine solche Bewegung auszuführen, bevor man sie beginnt. Wenn das Model zu diesem Zeitpunkt oder später im Shooting anmerkt, nicht berührt werden zu wollen, muss man das akzeptieren und respektieren.
Wer hat bei TfP Shootings die Bildrechte?
Zur Erstellung und Nutzung von Medien, insbesondere wenn diese Personen abbilden, gehören auch immer verschiedene Rechte, die bei der Art und Weise der Veröffentlichung berücksichtigt werden müssen. Für Fotoshooting Bilder sind dies folgende:
1. Urheberrecht
Das Urheberrecht an den Fotos liegt grundsätzlich beim Fotografen, da dieser die schöpferische Leistung erbringt, indem er das Bild komponiert und aufnimmt. Das bedeutet, dass der Fotograf entscheiden kann, wie das Bild verwendet wird, auch wenn das Model darauf abgebildet ist.
2. Nutzungsrechte des Models
Das Model hat in der Regel ein Recht am eigenen Bild (Persönlichkeitsrecht). Das bedeutet, dass das Model darüber entscheiden kann, ob und wie sein Bild veröffentlicht wird, insbesondere in Bezug auf die kommerzielle Nutzung.
Vertragliche Vereinbarungen zur Bildnutzung
Im Optimalfall legen beide Parteien im Vorfeld in einem vertraglichen Rahmen fest, wie die Bilder genutzt werden dürfen. Ein sogenannter Modelvertrag oder TfP-Vertrag regelt, wie die Nutzungsrechte an den Bildern zwischen Fotograf und Model aufgeteilt sind.
Übliche Regelungen können beinhalten:
Rechte des Fotografen: Der Fotograf behält sich häufig das Recht vor, die Fotoshooting Bilder zu veröffentlichen, zu verkaufen oder anderweitig zu nutzen (z.B. für Portfolio, Website, Social Media).
Rechte des Models:
Das Model kann in vielen Fällen zustimmen, dass die Shooting Bilder für bestimmte Zwecke genutzt werden, z.B. für das Portfolio des Fotografen oder das Model-Portfolio. Das Model hat das Recht, eine Veröffentlichung auf bestimmten Plattformen oder in bestimmten Medien abzulehnen, z.B. in Werbung oder in Magazinen.
Kommerzielle Nutzung: In einigen Fällen kann es auch Vereinbarungen darüber geben, ob die Bilder kommerziell genutzt werden dürfen (z.B. für Werbekampagnen). Wird eine kommerzielle Nutzung gewünscht, sollte dies im Vertrag geregelt werden, und das Model kann in der Regel eine zusätzliche Vergütung verlangen. Das gilt aber übrigens auch umgekehrt – möchte ein Model die Bilder kommerziell (z.B. für einen Kalender) verwenden, muss der Fotograf vorher um Erlaubnis gefragt werden (wegen seines Urheberrechts) und kann eine Lizenzgebühr verlangen.
An und für sich sind TfP-Bilder allerdings rein zur nicht-kommerziellen Nutzung, also für Portfolio und Website, gedacht. Wie immer lautet bei Ausnahmen und Unsicherheit das Zauberwort: Kommunikation.
Fazit
Wie du siehst, steckt hinter TfP Shootings mehr als „kostenlose Bilder“ – es ist im Grunde ein Geben und Nehmen, von dem im besten Fall beide Partien gleichermaßen profitieren. Die gewünschte Nutzung muss im Vorfeld klar definiert und bestenfalls vertraglich festgehalten werden. Wenn man noch nie vor der Kamera stand und gern „probieren möchte wie das so ist“ oder der alleinige Bestimmer über das Shooting und die entstandenen Bilder sein möchte, sollte man eher ein Fotoshooting beim gewünschten Fotografen buchen. Dabei ist es immer sinnvoll, egal ob bei tfp oder gebuchtem Shooting, sich genau das Portfolio des Fotografen oder der Fotografin anzusehen und sich über den- oder diejenige zu informieren, um herauszufinden, ob man harmoniert – dann steht tollen Shooting Bildern nichts mehr im Wege.